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Keramik – Tradition in Zukunft: Das Europäische Zentrum der Feuerfest-Industrie

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In unserer Volkswirtschaft zählt das Wissen über feuerfeste Keramik zu den strategischen Schlüsselelementen. Feuerfeste Werkstoffe sind unverzichtbar bei allen industriellen Hochtemperaturprozessen z.B. für die Herstellung von Stahl, Aluminium, Kupfer, Glas, Keramik oder Zement sowie in der chemischen Industrie und der Umwelttechnologie. Nur mit „Feuerfest“ können Produktionsprozesse bei weit über 2.000 Grad durchgeführt werden – konventionelle industrielle Prozesse enden hinsichtlich der Hochtemperaturbeanspruchung bei etwa 1.850 Grad.

Die deutsche Feuerfest-Branche ist die umsatzstärkste in Europa. Mit einer Wirtschaftskraft von ca. 1,5 Mrd. € Umsatz im Jahr und über 6.000 Beschäftigten in überwiegend mittelständisch geprägten Unternehmen ist sie eine der wichtigsten in der Welt und führend bei Produktlösungen und Fertigungstechnologien.

Die Unternehmen stellen nicht nur keramische Bauteile und Werkstoffe her, sie organisieren zudem eine nachhaltige Rohstoffwirtschaft, schaffen Arbeitsplätze und sorgen durch eine einzigartige Kräftebündelung im Westerwald für alle relevanten Ausbildungswege, die in diesem Wirtschaftszweig und darüber hinaus erforderlich sind.

Was ist die Kernaufgabe Ihrer Einrichtung und (wo) treffen bei Ihnen Tradition und Zukunft aufeinander?

Der Wirtschaftsverband der deutschen Feuerfest-Industrie bündelt und vertritt seit 1949 die Interessen der deutschen Hersteller. Mit seinem Sitz in Höhr-Grenzhausen werden in einer Verbändekooperation die gemeinsamen wirtschaftlichen und technischen Belange der Mitgliedsunternehmen gefördert. In der Forschungsgemeinschaft Feuerfest werden neue Anwendungsmöglichkeiten erschlossen, im Deutschen Institut für Feuerfest und Keramik werden weltweit die Qualität der eingesetzten Rohstoffe und der feuerfesten Werkstoffe nach internationalen Standards und Normen geprüft.

Im „European Centre for Refractories“ (ECREF), dem Europäischen Feuerfest-Zentrum, wird dieser einzigartige Zusammenschluss der Verbände auch räumlich in einer Bürogemeinschaft im eigens 2013 errichteten ECREF-Gebäude in der Rheinstraße 58 gebündelt. Hier wird aus dem Wissen bereits erfolgter Entwicklungen, der Prüfung aktueller Werkstoffe und der Forschung zu neuen innovativen Produktionsverfahren die Zukunft der Branche mitgestaltet.

Thomas Kaczmarek

Tel.: 02624 9433-155
E-Mail: kaczmarek@vdffi.de

Was ist für Sie aktuell das spannendste Thema im Arbeitsalltag?

Die Feuerfest-Branche ist mittelständische geprägt. Viele der Unternehmen haben ihre Produktionsstätten in einem Umkreis von 50 km rund um das Kannenbäckerland. Ich besuche jetzt die Mitgliedsunternehmen, schaue mir deren Produktionsbetriebe oder Rohstoffquellen an. Und ich lerne diese Menschen kennen und höre, welche Erwartungen sie an die politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen haben. Das wollen wir als Wirtschaftsverband gebündelt an Politik oder Verordnungsgeber weitergeben. Die Feuerfest-Produkte sind elementar für die heimische Produktion von Stahl (für Automobile), Zement (für Beton) oder viele weitere Anwendungen in der Chemie oder Glasherstellung.

Wo sehen Sie im Zusammenhang mit Ihrem Tagesgeschäft die größte Herausforderung in der Zukunft?

Der Dialog mit den Feuerfest-Kunden ist wichtig, damit die jeweiligen Produkte zu den verschiedenen Anwendungsbranchen passen. Jüngst im April 2021 fand bereits im dritten Jahr unter der Schirmherrschaft des Rheinland-Pfälzischen Wirtschaftsministeriums, der Branchendialog „Steel meets Refractory“ statt. Dabei wurden in einer Web-Konferenz die aktuellen Entwicklungen bei der CO2-armen Stahlproduktion oder die wasserstoffbasierte Reduktion von Eisenerz vorgestellt und die Auswirkungen auf die künftigen Spezifikationen feuerfester Produkte mit gut 70 Teilnehmern debattiert.

Junge Menschen in der Ausbildung und gestandene Branchenkenner finden so im Westerwald für ihre Belange eine kompetente Gemeinschaft, die ihr Wissen zielgruppengerecht vermittelt und somit den kontinuierlichen Wandel in Technologie, Werkstoffen, Umweltfragen oder internationalen wirtschaftlichen Zusammenhänge besser beherrschbar macht.

Was begeistert Sie persönlich an Ihrer Aufgabe?

Ich kannte diese Produkte und die Branche bisher nicht. Aus Kindheitstagen waren mir zwar Schamottesteine aus der Ofenheizung bekannt, aber ich war immer beeindruckt, von den gewaltigen Bildern z.B. des Stahlabstichs, wenn flüssiger Stahl – unfassbar heiß – weiterverarbeitet wird. Nun lerne ich diese Produkte kennen, die so etwas überhaupt möglich machen.

Ganz besonders freue ich mich aber auf die Zusammenarbeit mit den Menschen in unserem ECREF-Gebäude. Dort arbeiten täglich über dreißig Spezialisten in den vier Organisationen für Feuerfest. Ich freue mich sehr auf diese Zusammenarbeit, in der jede(r) Qualifikation und Engagement einbringt, damit unsere Branche anerkannt wichtig bleibt. Hier im Kannenbäckerland – aber auch darüber hinaus. Denn: Ohne Feuerfest geht nix!- .

Würden Sie Jugendlichen empfehlen beruflich die Richtung Keramik/Feuerfest/Glas zu gehen? Was genau? Warum/Warum nicht?

Durch die enge Zusammenarbeit mit dem benachbarten Institut des Bildungs- und Forschungszentrums Keramik e.V. (BFZK) wird das Wissen über feuerfeste Produkte, und deren Herstellung und Anwendung von der Berufsschule über die Techniker – und Ingenieursausbildung bis hin zur Hochschulpromotion gefördert.

Dieses integrierte Ausbildungssystem für Feuerfest (Integrated Refractory Education System „IRES“) ist inzwischen etabliert und begleitet die Entwicklung junger Menschen nach der Schule auf jeder Ebene der beruflichen Bildung und Qualifikation von der Ausbildung (Berufsbildende Schule in Montabaur) bis zur Promotion (Universität Koblenz-Landau in Koblenz). In Höhr-Grenzhausen wird ergänzend die Qualifikation zum Keramiktechniker an der staatlichen Fachschule für Keramik und die akademische Bildung zum Bachelor of Engineering in der Fachrichtung Werkstofftechnik Glas/Keramik an der Hochschule Koblenz angeboten.

In der Zusammenarbeit zwischen der Hochschule Koblenz und der Universität Koblenz-Landau wird der gemeinsame Master-Studiengang Master of Ceramic Science and Engineering angeboten, in den jede der beiden Einrichtungen ihre Erfahrungen und Schwerpunkte der Feuerfest-Lehre einbringt.

Über diese Ausbildungswege hinaus bietet das ECREF auch die Weiterbildung der Mitarbeiter aus der Feuerfest-Industrie, ihrer Zulieferer und ihrer Kunden an. So gilt das Internationale Feuerfest-Kolloquium (International Colloquium on Refractories, ICR®) in Europa mit 400 bis 600 Teilnehmern als jährliche Leitveranstaltung.

In Kooperation mit dem europäischen Feuerfest-Verband PRE findet zudem regelmäßig die dreitägige Seminarreihe „Refractories – Key Technology and its Applications“ zu den Schlüsseltechnologien und neuen Feuerfest-Anwendungen statt. Wechselnde Industriethemen wie Prozesstechnik oder spezifische Materialkunde sowie Ausstellungsbereiche für die Zulieferindustrie ergänzen in diesem Rahmen das Seminarangebot und führen zu einer kontinuierlichen, wissenschaftlichen Weiterbildung für nationale und internationale Gäste.

Sie sehen, dass durch die Integration des Knowhows auf vielen Ebenen und mit Hilfe der verschiedenen Akteure eine fundierte Ausbildung in und aus Höhr-Grenzhausen ermöglicht wird, die national und international geschätzt wird.

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