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„MeisterMacher“ Folge 5: Aileen Roos – Aus Leidenschaft zum Pferd

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Das idyllische Umfeld, mit abgezäunten Wiesen rund um das Haus in Holler, lässt bereits erahnen, dass bei Aileen Roos das Pferd eine wichtige Rolle spielt. Wir sind zu Gast bei der Sattlerei Aurora Leder, um uns mit der 25-jährigen Reitsportsattlermeisterin zu treffen.

Trotz des regnerischen und trüben Wetters begrüßt sie uns mit einem Lächeln und zeigt uns voller Stolz ihre kleine, aber feine Werkstatt, in der ein angenehmer Duft von Leder in der Luft liegt. Roos praktiziert hier seit 2018 im Nebengewerbe. Anfangs als Gesellin, heute ist sie als Meisterin tätig.

Corona Pandemie hat Auswirkungen auf die Meisterprüfung

Die Corona-Pandemie und dessen Lockdown im März hatten zur Folge, dass ihr Arbeitsvertrag in einem Betrieb, welcher sich auf Motorradsitzbänke spezialisiert hat, nicht verlängert werden konnte. Dies beinhaltete aber für sie die Chance, einen stärkeren Fokus auf ihr eigenes kleines Unternehmen zu legen und sich so zu verwirklichen.

Seit frühester Kindheit prägt sie die Leidenschaft zum Pferd und so war es für sie naheliegend, nach dem Abitur eine Ausbildung zur Sattlerin zu beginnen. Allerdings war dies alles andere als einfach und sie ist sich sicher, dass sie ohne die Unterstützung ihrer Eltern den Weg so nicht geschafft hätte.
„Leider sind die Bedingungen in der Branche und die Ausbildungsvoraussetzungen ausbaufähig. Aufgrund der niedrigen Ausbildungsvergütung und der Tatsache, dass sich die Schule in der Nähe von Ingolstadt befindet, muss man einen hohen Aufwand in Kauf nehmen. Dieser wäre ohne die Unterstützung meiner Eltern nicht zu leisten gewesen“, ist die Sattlerin überzeugt.
Doch es lohnt sich. Im Jahr 2017 schließt sie ihre Gesellenprüfung mit Auszeichnung ab, was zur Folge hat, dass sie ein Stipendium für die Weiterbildung zur Meisterin erhält. Die fachbezogenen Kurse belegte sie ebenfalls in Bayern, für drei Monate in Vollzeit. Auch hier brachte die Corona-Pandemie den Zeitplan durcheinander und so verschob sich die Meisterprüfung in den Mai.

Voller Stolz zeigt sie uns ihr Meisterstück. Ein hochwertiger Pferdesattel, bei dem das handwerkliche Können und die Liebe zum Detail direkt ins Auge springen. Insgesamt hatte sie 36 Stunden Zeit, um diesen zu fertigen. Am Ende ist sie praktisch und schriftlich die Prüfungsbeste in ganz Bayern. Ihre feierliche Auszeichnung erhält sie im kommenden Jahr.

Roos legt den Fokus auf Qualität und Maßarbeit

Die „MeisterMacherin“ legt in ihrer Tätigkeit viel Wert auf hohe Qualität und präzise Maßarbeit. Gleichzeitig moniert sie, dass dies immer weniger Reitsportfans in Deutschland zu schätzen wissen. Im Reitsport trifft man immer häufiger auf Sätteln aus der Industrie, welche zu selten durch professionelle Sattler kontrolliert werden.
Dies geht ihrer Meinung nach hauptsächlich zu Lasten der Gesundheit des Tieres und der Reitqualität. Außerdem befürchtet sie, dass durch die vermehrte industrielle Fertigung das Berufsbild des Sattlers, mit all seinen Vor- und Nachteilen, immer weiter verloren geht.

Die Vorteile sind vor allem die Möglichkeit, Individualität und Kreativität auszuleben. Ein handgefertigter Sattel passt Maß genau zum Pferd und kann sich im Detail an den Wünschen der Kunden orientieren. „Vor allem das Ergebnis nach getaner Arbeit und das zufriedene Gesicht der Kunden stimmen mich glücklich!“, so Roos. Trotzdem ist in dem Beruf nicht alles angenehm.
„Es ist durchaus möglich, dass einem bei der Arbeit unangenehme Gerüche und auch mal Maden entgegenkommen, in Summe ist es ein dreckiger Job“, sagt sie lachend.

Roos findet es schade, dass immer weniger junge Menschen den Beruf des Sattlers, oder überhaupt eines handwerklichen Berufes, ergreifen und wünscht sich, dass sich dies in Zukunft wieder ändert. Ein weiterer großer Wunsch ist während ihres Praktikums in Island gereift. „Die Menschen dort denken deutlich nachhaltiger als wir. Dort wurde ich zum Beispiel mit Satteln konfrontiert, die gefühlt zum 500. Mal repariert wurden und trotzdem noch ihren Zweck erfüllen. Ich würde mich freuen, wenn wir wieder mehr Wert auf Qualität legen und eher reparieren als wegwerfen“.

Auf die Frage, welche Wünsche sie für ihre eigene Zukunft hat, reagiert sie bescheiden. „Ich bin offen, für das was kommt. Ich hoffe, dass meine Leidenschaft und Motivation zum Beruf erhalten bleibt und mir die Tätigkeit auch in Zukunft immer noch ein Lächeln bereitet“.

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