Navigation überspringen
WFG Wiki / Nachfolge

Unternehmensverkauf -L-

Unternehmensbewertung. Substanzwertverfahren

Beim Substanzwertverfahren werden die Kosten addiert, die bei der Reproduktion des vorhandenen Unternehmens anfallen würden. Der Substanzwert bezeichnet den gegenwärtigen Verkehrswert aller materiellen, immateriellen, betriebsnotwendigen und nicht betriebsnotwendigen Vermögensgegenstände, abzüglich der Schulden und Verbindlichkeiten des Unternehmens. Die Substanz kann unter der Annahme der Fortführung (Substanzwert) oder der Liquidation (Liquidationswert) eines Unternehmens ermittelt werden.

Der Substanzwert wird bestimmt durch Anschaffungswert, Zustand, durchschnittliche technische Nutzungs- und Lebensdauer der zu veräußernden Wirtschaftsgüter, aber natürlich auch durch die Nachfrage nach diesen Gütern. 

Die Schwierigkeit, die immateriellen Werte zu berechnen, führt in der Praxis meist dazu, dass nur die materiellen Werte erfasst werden. Immobilien können vereidigte Gutachter schätzen. Bei der Schätzung des Substanzwertes der beweglichen Wirtschaftsgüter helfen ebenfalls vereidigte Sachverständige, Berater oder Verbände.

● Berechnung

Es wird davon ausgegangen, dass die dauerhafte Fortführung des Unternehmens geplant ist. Das Verfahren widmet sich nun der Frage, welche Wiederbeschaffungswerte für den erneuten Aufbau des Unternehmens notwendig sind. Deshalb findet zunächst eine Wertermittlung aller für den Betrieb notwendigen Vermögenswerte statt.

Der ermittelte Wert wird nun den bestehenden Schulden des Unternehmens gegenübergestellt. Die Differenz beschreibt den Substanzwert und stellt den Unternehmenswert dar.

Demnach kann das Substanzwertverfahren mit einer einfachen Formel berechnet werden:

Substanzwert = Wert der einzelnen Vermögensgegenstände - Wert der Schulden 

● Vor-und Nachteile des Verfahrens

Vorteile

- Einfache Berechnung

Das Substanzwertverfahren stellt letztendlich das Vermögen den Schulden gegenüber. Der Wert der einzelnen Vermögensgegenstände ist zügig ermittelt, ebenso wie die Schulden. Daher kann die Berechnung schnell und sicher erfolgen.

-Kaum Abweichung

Das Berechnungsverfahren ist einfach nachzuvollziehen und lässt kaum Raum für Fehler.

Nachteile

- Keine hohe Aussagekraft

Bei den meisten Unternehmen besteht das Vermögen nur zu einem kleinen Teil aus dem Substanzwert. Immaterielle oder schlecht kalkulierbare Vermögenswerte werden nicht berücksichtigt. Dementsprechend stellt der Substanzwert den echten Unternehmenswert nur ungenau dar.

- Zukünftige Entwicklung wird vernachlässigt

Zukünftige Wert- oder Marktentwicklungen werden nicht berücksichtigt.

● Die Anwendung des Verfahrens im Praxisalltag

Das Substanzwertverfahren hat heute bei Weitem nicht mehr die Bedeutung, die es früher hatte. Das Substanzwertverfahren wird in der Regel noch allenfalls als Hilfsmethode angewandt. Das Ergebnis kann dann in Relation zum EBIT-Wert gesehen werden.

Auch wenn er zur Ermittlung des Unternehmenswertes allein wenig dienlich ist, erfüllt der Substanzwert verschiedene wichtige Funktionen:

Er zeigt den Zeitwert der Summe der Vermögensgegenstände des zu bewertenden Unternehmens an. Er zeigt die “wahre” Höhe des Eigenkapitals. Er gibt Hinweise auf Besicherungsmöglichkeiten, z. B. bei einer Finanzierung.

Der Substanzwert kann nicht einfach aus dem letzten Jahresabschluss ermittelt werden. Es muss vielmehr zum Übernahmestichtag eine Bilanz erstellt werden, in der nicht die Buchwerte der einzelnen Vermögensgegenstände, sondern deren tatsächliche Verkehrswerte angesetzt sind.

Es vereinfacht die Berechnungen, wenn die Handelsbilanz und die Inventurliste als Grundlage für die eigene Bilanz verwendet werden. Diese Unterlagen können z. B. kopiert und die selbst oder durch einen Gutachter ermittelten Werte daneben geschrieben werden.

Auf diese Weise kann man auch erkennen, ob alle vorhandenen Gegenstände registriert sind und ob es Vermögensgegenstände gibt, die nicht betriebsnotwendig sind. So kaufen manche Unternehmer z. B. Maschinen aus persönlichen Vorlieben heraus, obwohl diese dann nicht ausgelastet werden. Derartige Vermögensgegenstände müssen entweder so niedrig angesetzt werden, dass sie mit Gewinn verkauft werden können, oder der Verkauf sollte dem Verkäufer überlassen werden. 

Muss ein Lager mit bewertet werden, so sei darauf geachtet, dass es auf dem aktuellen Stand ist und keine, Ladenhüter” beinhaltet, die schwer oder gar nicht mehr zu veräußern sind. Besonders bei der Bewertung eines Lagers versuchen manche Verkäufer, den Unternehmenswert in die Höhe zu treiben.

Bestehen Zweifel über den Wert eines Vermögensgegenstandes oder kann mit dem Verkäufer keine Einigung über den Wertansatz erzielt werden, sollte ein neutraler Gutachter zurate gezogen werden.

Das Substanzwertverfahren wird bei den typischen Transaktionen mittelständischer Unternehmen innerhalb Europas nur selten angewandt. Interessant ist jedoch, dass insbesondere asiatische Käufer, oftmals die Substanzwertmethode zumindest als zusätzliche oder ergänzende Bewertungsmethode anwenden.

● Ergänzende Verfahren 

In der praktischen Unternehmenswert-Berechnung finden zwei ergänzende Ansätze Anwendung, die je nach Anlass eingesetzt werden.

a) Liquidationswertverfahren

Dieses Verfahren kommt zum Einsatz, wenn eine kurzfristige Liquidation des Unternehmens geplant ist. Ziel ist somit die Ermittlung des Erlöses beim Verkauf aller Vermögensgegenstände.

Beim Liquidationswertverfahren muss realistischer Weise damit gerechnet werden, dass der angesetzte Wert des zu liquidierenden Vermögens unterhalb des Bilanzwertes liegt.

Die gegenüberzustellenden Schulden werden mit dem Wert bemessen, der zum Zeitpunkt der Bewertung bezahlt werden müsse, um alle Verbindlichkeiten auf einen Schlag zu begleichen. Zusätzlich werden etwaige Liquidationskosten hinzugerechnet. Die Kosten für Berater, Rechtsanwälte oder Auktionen können hierbei auch nicht unerheblich ausfallen.
So ergibt sich die folgende Formel:

Liquidationserlös - Wert der Schulden - Liquidationskosten = Liquidationswert

b) Reproduktionswertverfahren

Das Reproduktionswertverfahren widmet sich der Frage, welche finanziellen Mittel nötig werden, um das Unternehmen zu "kopieren". Daher werden die Vermögenswerte nicht mit dem Verkaufspreis, sondern mit den Anschaffungs- und Herstellungskosten in die Rechnung eingebracht.

Im Vordergrund stehen bei dieser Form der Unternehmensbewertung die Vermögensgegenstände und deren Werte, die ein Unternehmen heute zur Beschaffung am Markt für sie bezahlen müsste. Maschinen werden generell zum Neupreis abzüglich ihrer Nutzung, Fertigerzeugnisse zu den Herstellungskosten angesetzt.

In manchen Fällen ergibt die Bewertung der Aktiva einen höheren Wert als die bilanzierten Buchwerte, etwa bei Immobilien. Gleichzeitig wird der Liquidationswert von nicht betriebsnotwendigen Vermögen hinzuaddiert.

Dem Ergebnis werden erneut die finanziellen Mittel gegenübergestellt, die für eine Begleichung aller Verbindlichkeiten zum Tag der Bewertung notwendig wären.

So ergibt sich die folgende Formel:

Reproduktionswert = Reproduktionswert des betrieblichen Vermögens + Liquidationswert des nicht betrieblichen Vermögens - Wert der Schulden

Ihr Ansprechpartner

Michael Jodlauk

Telefon: 02602 124-308
Mail: michael.jodlauk@westerwaldkreis.de

Vielleicht auch interessant?

Acht Erfolgsfaktoren der Betriebsübergabe

- Klar definierte strategische Weichenstellungen für eine zukünftige Betriebsentwicklung -

Betriebsnachfolge frühzeitig planen!

- Für viele Unternehmer ist es nicht einfach, an den Rückzug aus dem mit viel Mühe aufgebauten Betrieb zu denken. -

Betriebsübergabe - Auch eine Kopfsache

- Die Unternehmensnachfolge ist eine tiefgreifende und übergreifende Veränderung für alle Betroffenen -

Betriebsübergabe an Familienfremde

- Wie findet man den richtigen Nachfolger? -

Betriebsübergabe innerhalb der Familie

- Eine erfolgreiche Übergabe beginnt bereits im Kindesalter -

Betriebsübergabe und Arbeitsrecht -A-

- Betriebs(ver)kauf ist kein Kündigungsgrund -

Betriebsübergabe und Arbeitsrecht -B-

- Widerspruchsrecht mit Tücken -

Betriebsübergabe und Arbeitsrecht -C-

- Informationspflicht des Übergebers -

Betriebsübergabekonzept

- Ein guter Plan ist die halbe „Miete“ -

Die Umsetzung der Unternehmensnachfolge unter emotionalen Aspekten

- Jede erfolgreiche Nachfolge ist ein Prozess in mehreren Schritten. -

Die zehn häufigsten Fehler bei einer Betriebsübergabe

- Wer die Fehler des anderen kennt, kann sie bei sich selbst vermeiden. -

Erbrecht -A-

- Grundprinzipien -

Erbrecht -B-

- Die gesetzliche Erbfolge -

Erbrecht -C-

- Das Testament. Testierfreiheit -

Erbrecht -D-

- Das Testament. Testamentsarten -

Erbrecht -E-

- Das Testament. Formvorschriften -

Erbrecht -F-

- Der Inhalt eines Testamentes. Erbeinsetzung -

Erbrecht -G-

- Der Inhalt eines Testamentes. Teilungsordnung -

Erbrecht -H-

- Der Inhalt eines Testamentes. Zuwendungen -

Erbrecht -I-

- Der Inhalt eines Testamentes. Vermächtnis -

Erbrecht -J-

- Der Inhalt eines Testamentes. Auflagen -

Erbrecht -K-

- Der Inhalt eines Testamentes. Testamentsvollstrecker -

Erbrecht -L-

- Der Inhalt eines Testamentes. Enterbung -

Erbrecht -M-

- Testament. Pflichtanteil -

Erbrecht -N-

- Testament. Die Häufigsten Fehler bei Testamenten -

Erbrecht -O-

- Testament. Testamentseröffnung -

Erbrecht -P-

- Testamentsanfechtung -

Erbrecht -Q-

- Erbvertrag -

Erbrecht -R-

- Die vorweggenommene Erbfolge -

Erbrecht -S-

- Die vorweggenommene Erbfolge. Schenkung -

Erbrecht -T-

- Die vorweggenommene Erbfolge. Ausstattung -

Erbrecht -U-

- Die wichtigsten Fristen -

Erbschafts- und Schenkungssteuer -A-

- Formen der Vermögensübertragung -

Erbschafts- und Schenkungssteuer -B-

- Wert des Nachlasses -

Erbschafts- und Schenkungssteuer -C-

- Steuerbefreiungen -

Erbschafts- und Schenkungssteuer -D-

- Steuerklassen -

Erbschafts- und Schenkungssteuer -E-

- Persönliche Freibeträge -

Erbschafts- und Schenkungssteuer -F-

- Versorgungsfreibeträge -

Erbschafts- und Schenkungssteuer -G-

- Pflegefreibetrag -

Erbschafts- und Schenkungssteuer -I-

- Betriebsvermögen -

Erbschafts- und Schenkungssteuer -J-

- Steuertipps -

Externe Firmennachfolge

- Wo finde ich einen Interessenten bzw. eine Interessentin? -

Familienstiftung -A-

- Was ist eine Familienstiftung? -

Familienstiftung -B-

- Stiftungszweck -

Familienstiftung -C-

- Gründung einer Familienstiftung -

Familienstiftung -D-

- Besteuerung einer Familienstiftung -

Familienstiftung -E-

- Gestaltung einer Familienstiftung -

Familienstiftung -F-

- Gründe für die Gründung einer Familienstiftung -

Familienstiftung -G-

- Gründungskosten -

Familienstiftung -H-

- Haftung -

Familienstiftung -I-

- Vor- und Nachteile -

Familienstiftung -J-

- Alternativen zur Familienstiftung -

Formen der Betriebsnachfolge -A-

- Beteiligung - Step by step zur Nachfolge -

Formen der Betriebsnachfolge -B-

- Unternehmens(ver)kauf -

Formen der Betriebsnachfolge -C-

- Schenkung -

Formen der Betriebsnachfolge -D-

- (Erben)gemeinschaft - Eine Gefahr für ihr Unternehmen? -

Formen der Betriebsnachfolge -E-

- Verpachtung -

Formen der Betriebsnachfolge -F-

Beteiligung - Step by step zur Nachfolge

Fortführungsplan

- Ein unbedingtes Muss -

Fünf Tipps für einen erfolgreichen Führungswechsel in der Familie

- Im Rahmen der Familiennachfolge haben sich die folgenden Tipps bewährt -

Kaufvertragliche Aspekte eines Unternehmensverkaufs -A-

- Kaufvertrag -

Kaufvertragliche Aspekte eines Unternehmensverkaufs -B-

- Der Kauf von Geschäftsanteilen -

Kaufvertragliche Aspekte eines Unternehmensverkaufs -C-

- Kaufabwicklung, Konkurrenzklausel, Bestehende Verträge -

Planung einer Betriebsübergabe -A-

- Status-Quo-Bestimmung -

Planung einer Betriebsübergabe -B-

- Übergabeziele -

Planung einer Betriebsübergabe -C-

- Zielkonflikte -

Planung einer Betriebsübergabe -D-

- Planung einer Betriebsübergabe -

Planung einer Betriebsübergabe -E-

- Übergabeplanung -

Rechtliche Aspekte einer Betriebsübernahme -D-

-Datenschutzrechtliche Aspekt -

Rechtliche Aspekte einer Betriebsübernahme -A-

- Haftung -

Rechtliche Aspekte einer Betriebsübernahme -B-

- Handwerkliche Voraussetzungen -

Rechtliche Aspekte einer Betriebsübernahme -C-

- Arbeitsrechtliche Aspekt -

Scheinselbständigkeit

- Was ist Scheinselbstständigkeit? -

Unternehmenskaufvertrag

- Aus unterschiedlichen wirtschaftlichen Gründen werden Unternehmen ganz oder in Teilen verkauft. -

Unternehmensverkauf -A-

- Asset Deal versus Share Deal -

Unternehmensverkauf -B-

- Vor- und Nachteile Asset Deal / Share Deal -

Unternehmensverkauf -C-

- Asset Deal oder Share Deal? -

Unternehmensverkauf -D-

- Due Diligence -

Unternehmensverkauf -E-

- Due Diligence nach Maß -

Unternehmensverkauf -F-

- Kosten einer Due Diligence Prüfung -

Unternehmensverkauf -G-

- Ablauf einer Due Diligence Prüfung -

Unternehmensverkauf -H-

- Letter of Intent -

Unternehmensverkauf -I-

- Datenraum -

Unternehmensverkauf -J-

- Vor- und Nachteile einer Due Diligence -

Unternehmensverkauf -K-

- Unternehmensbewertung -

Unternehmensverkauf -M-

- Unternehmensbewertung. Ertragswertverfahren -

Unternehmensverkauf -N-

- Unternehmensbewertung. Discounted-Cash-Verfahren -

Unternehmensverkauf -O-

- Unternehmensbewertung. Multiplikatoren-Cash-Verfahren -

Unternehmensverkauf -P-

- Unternehmensbewertung. Venture-Capital-Verfahren -

Unternehmensverkauf -Q-

- Unternehmensbewertung. Bewertung der Verfahren -