Unternehmensbewertung. Venture-Capital-Verfahren
Die bisher vorgestellten Methoden zu Unternehmensbewertung ziehen Umsatz bzw. Gewinn von einem oder sogar mehreren Jahren heran. Bei jungen Unternehmen und Unternehmen ohne stabilen Gewinn geraten diese Methoden an ihre Grenzen: Startups verfügen tendenziell über wenig Kapital, weisen allerdings ein hohes Wachstumspotenzial auf; ein Großteil des Unternehmensvermögens sind immaterielle Vermögensgegenstände. Einen Cashflow gibt es häufig einfach nicht. Hier kommt nun die Venture-Capital-Methode ins Spiel, die besonders bei der Bewertung von Startups herangezogen wird. Diese Methode kombiniert das Discounted Cashflow- Verfahren mit dem Multiplikatorenverfahren.
Die Venture-Capital-Methode basiert auf der Annahme, dass sich Unternehmen in Phasen entwickeln. Am Anfang steht die Seed-Phase, es folgen die Startup-Phase, die Wachstumsphase und die Reifephase. In den ersten beiden Phasen wird meist kein positiver Cashflow erzielt. Ab der Wachstumsphase ändert sich dies meist, hier können dann das Ertragswertverfahren und das Discounted Cashflow-Verfahren angewandt werden. Für die Seed- und die Startup-Phase kommt das Multiplikatorenverfahren infrage.
Nun zur Venture-Capital-Methode: Bei ihr wird die Käufer,- beziehungsweise Investorenperspektive beim Exit eingenommen. Es wird also ein möglicher Preis für den Fall eines künftigen Verkaufs errechnet. Die Bewertung wird zu einem Stichtag unter Berücksichtigung von Dauer und Risiko des Investments vorgenommen. Hierbei werden die Aspekte Renditeerwartung, benötigte Zeit bis zum Exit und Liquiditätsbedarf des Unternehmens betrachtet. Diese Angaben ergeben sich aus dem Businessplan, ergänzt um einige Erfahrungswerte aus vergleichbaren Unternehmen:
- Liquiditätsbedarf
- geplanter Umsatz in x Jahren
- geplanter Gewinn vor Zinsen und Steuern (kurz EBIT) in x Jahren
- branchenüblicher Multiplikator
- von Investoren erwartete Rendite
Die Venture-Capital-Methode wird oft zur Bewertung von Firmen verwendet, die schnell wachsen, aber noch keine Rentabilität erzielen und für die daher Umsatzprognosen schwer zu treffen sind.
● Vor- und Nachteile des Verfahrens
Vorteil
- Ermöglicht den Kaufpreis zu errechnen trotz fehlender Gewinne und sich noch stark verändernder
Umsätze.
Nachteil
- Sehr Komplex. Für Menschen, die mit solchen Bewertungen nicht vertraut sind, kaum nachvollziehbar.