Gibt es die „richtige“ Rechtsform?
Es gibt keine “bessere” oder gar “beste” Gesellschaftsform. Jede der Rechtsformen hat individuelle Vor- und Nachteile, die nur am konkreten Fall richtig bewertet werden können.
Um entscheiden zu können, welche Rechtsform für Ihr Unternehmen optimal ist, sollten Sie die folgenden Kriterien einer Rechtsform beachten:
- Innenverhältnis: wie soll das Unternehmen geführt werden, erfolgen die Entscheidungen
durch einen oder mehrere Gesellschafter oder durch Arbeitnehmer?
- Außenverhältnis: wie soll der Außenauftritt organisiert werden; wer vertritt die
Gesellschaft gegenüber Dritten?
- Geschäftsführung: wer soll das Unternehmen leiten; die, oder ein Gesellschafter oder ein
Externer?
- Haftungsrisiko: wie groß ist das zu erwartende Haftungsrisiko (die Gefahr, für fremde
Schäden zu haften, die Gefahr, eingesetztes Kapital zu verlieren)?
- Kapitalaufbringung: wie soll das Unternehmen finanziert werden; durch Eigen- oder
Fremdfinanzierung?
- Kosten: wie hoch wäre bei verschiedenen Rechtsformen jeweils die Steuer- und
Kostenbelastung (laufende und einmalige Kosten)?
- Gewinne und Verluste: wie soll die Gewinn- und Verlustbeteiligung ausgestaltet werden?
- Nachfolgeregelungen: soll das Unternehmen nach dem Tod oder anderweitigem
Ausscheiden von Gesellschaftern fortgeführt werden und gegebenenfalls in welcher Form?
- Rechtsformwandel: sind Möglichkeiten der Umwandlung (spätere Änderung der
Rechtsform) vorhanden bzw. notwendig?
Oftmals sind die Besonderheiten eines Unternehmens überhaupt erst durch eine umfassende und sachkundige Auswertung der aktuellen Situation (Ist-Zustand) zu ermitteln. Daneben sind die Interessen der Gesellschafter und die wahrscheinliche Entwicklung in der Zukunft mit einzubeziehen.
Um entscheiden zu können, welche Rechtsform die für das eigene Unternehmen die Beste ist, ist es erforderlich, zunächst einmal eine gewisse Vorstellung von Art und Wirkungsweise der zur Verfügung stehenden Rechtsformen zu gewinnen.
Grundsätzlich räumt das deutsche Recht Unternehmensgründern weitreichende Gestaltungsspielräume ein, um eine maßgeschneiderte Rechtsform zu ermöglichen. Andererseits verpflichtet dies zu gründlichen Vorüberlegungen, die ich Ihnen an dieser Stelle zwar nicht abnehmen, hoffentlich aber etwas erleichtern kann.
Die Frage nach der richtigen Rechtsform bleibt leider unbeantwortet.
Allgemein kann man folgendes nur jedem Gründer empfehlen:
- Nutzen Sie zum Start die kostengünstigste und einfach zu handhabende Rechtsform des
Einzelunternehmens. Bei zwei Personen wäre dies die Gesellschaft bürgerlichen Rechts
(GbR oder auch BGB-Gesellschaft genannt).
- Diese Formen sind vor allem dort zu empfehlen, wo der Jahresumsatz unter 180.000 Euro,
die Gewinnerwartung unter 18.000 Euro und das Betriebsvermögen unter 50.000 Euro liegt.
- Eine spätere Umwandlung in eine andere Rechtsform ist jederzeit möglich.
- Jeder Gesellschaftsvertrag sollte schriftlich fixiert werden.
- Lassen Sie sich bei der Wahl der Rechtsform von Rechts- und Wirtschaftsexperten
beraten. Sie ersparen sich dadurch möglichen Ärger, vor allem mit dem Finanzamt.
- Gründen Sie nicht schnell eine GmbH. Die Gründung einer GmbH sollte nur dort
erfolgen, wo ein großes wirtschaftliches Risiko (Stichwort: Produkthaftung) abzusichern ist.