In vielen Fällen können drohende Insolvenzen von Geschäftspartnern rechtzeitig erkannt werden. Es gibt typische Alarmsignale, die - so die Wirtschaftsempirie - immer wieder im Vorfeld beginnender Zahlungsunfähigkeiten auftauchen.
Im Folgenden werden diese typischen Anzeichen aufgezeigt.
● „Alarmstufe eins“
- Rechtsformwechsel
Der Kunde wechselt seine Rechtsform, insbesondere von der Einzelgesellschaft bzw. Personengesellschaft hin zu einer GmbH; GmbH & Co.KG mit dem Ziel der Haftungsbeschränkung.
- Andere Bankverbindung
Der Kunde wechselt seine Bankverbindung, möglicherweise sogar zu einer auswärtigen Zweigstelle einer anderen örtlich entfernten Gesellschaft.
- Zweites Konto
Der Kunde hat sich eine zweite Bankverbindung zugelegt, um möglicherweise Einnahmen vor der Hausbank in Sicherheit zu bringen oder Scheckbetrug zu betreiben.
- Neuer Firmensitz
Der Kunde hat seinen Firmensitz in einen anderen Gerichtsbezirk verlegt.
- Konjunktur
Der Kunde gehört zu einer Branche, die sich insgesamt in einer konjunkturellen Krise befindet.
- Familienverhältnisse
Der Kunde hat Probleme in seinem privaten Umfeld (z.B. Scheidung, Alkohol, Krankheit, wechselnde Freunde).
Sollte einer oder mehrere dieser Punkte auf Ihren Kunden zutreffen, so ist dies noch kein eindeutiges Signal einer möglichen Insolvenz. Trotzdem sollten Sie das Unternehmen stärker im Auge behalten!
● „Alarmstufe zwei“
- Mini-Bestellung
Ein Stammkunde bestellt plötzlich nur noch sporadisch oder nur noch kleine Mengen. Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass er knapp bei Kasse ist.
- Riesen-Bestellung
Ohne plausiblen Grund bestellt der Kunde plötzlich ein Mehrfaches der üblichen Bestellmenge. Es könnte ein Hinweis sein, dass andere Lieferanten bereits Aufträge der Firma ablehnen. Oder der Kunde will noch einmal zulangen, bevor seine Probleme öffentlich bekannt werden.
- Höchstpreise
Der Kunde akzeptiert ohne großes Verhandeln einen sehr hohen Preis. Möglicherweise weiß er bereits, dass er nicht zahlen kann. Oder andere Lieferanten haben bereits ihre Lieferungen eingestellt.
- Billigpreise
Der Kunde verramscht die gelieferte Ware an die eigenen Abnehmer. Seine Preispolitik ist dabei schon als unseriös zu bezeichnen. Er braucht wahrscheinlich Umsatz um jeden Preis.
- Willkürliche Reklamationen
Der Kunde reklamiert die gelieferte Ware „willkürlich“. Mit solchen Mängelrügen versucht er Zeit zu gewinnen.
- Häufiger Personalwechsel
Die Fluktuationsrate des Kunden steigt branchenunüblich. Besonders junge Mitarbeiter verlassen das Unternehmen. Ferner ist ein häufiger Wechsel im Management feststellbar.
Sollte einer oder mehrerer dieser Punkte auf Ihren Kunden zutreffen, sollten Sie unter allen Umständen versuchen, näheres über die Situation des Kunden zu erfahren. Zudem sollten Sie vor Auslieferung der Waren auf jeden Fall auf zusätzliche Sicherheiten oder auf Vorkasse bestehen!
● „Alarmstufe drei“
- Verlängerung der Zahlungsziele
Der Kunde verlangt längere Zahlungsziele. Ein Hinweis möglicher Liquiditätsprobleme.
- Schleppende Zahlungen
Zahlungsziele werden überschritten, der Kunde lässt plötzlich das Skonto verfallen oder bittet um Stundung. Auch dieses Verhalten weist auf finanzielle Schwierigkeiten des Kunden hin.
- Ratenangebote
Der Kunde will Rechnungen in Raten begleichen, verspricht gleichzeitig höhere Aufträge. Offensichtlich will der Kunde Zeit gewinnen.
- Keine Zahlung trotz Mahnung
Der Kunde zahlt erst nach Mahnungen und bringt zweifelhafte Gründe vor, warum er nicht zahlt.
- Abtretungsangebote
Der Kunde bietet als Sicherheit die Abtretung eigener Forderungen. Vorsicht!!! Ob die abgetretenen Forderungen tatsächlich existieren und nicht bereits anderweitig abgetreten sind, lässt sich kaum prüfen.
- Schecks platzen
Es kommt zu Scheckrückgaben, Wechselproteste, Pfändungen und Forderungsabtretungen.
Sollten einer oder mehrerer dieser Punkte auf Ihren Kunden zutreffen, steht er wahrscheinlich vor der Insolvenz. Stoppen Sie sofort alle Lieferungen und holen Sie unter Eigentumsvorbehalt gelieferte Waren schnellstens zurück. Brechen Sie die Geschäftsbeziehungen ab oder liefern Sie nur noch gegen Vorkasse!