Die Hausbank
Als so genannte Hausbank können sowohl Filial- als auch Direktbanken in Frage kommen, da es nur darum geht, welches Bankinstitut für die hauptsächliche Abwicklung des Zahlungsverkehrs genutzt wird.
In der Regel reicht eine Bank für Privatkunden aus, um mit einem kostengünstigen Girokonto die Voraussetzung für Gehaltseingänge und Überweisungen zu bieten. Da alle Banken darüber hinaus auch verschiedene Geldanlagen anbieten oder sogar das Online-Brokerage ermöglichen, können sämtliche Vorgänge über ein Geldinstitut abgewickelt werden.
In Einzelfällen kann eine klassische Filialbank als Ergänzung zur Direktbank sinnvoll sein, wenn beispielweise regelmäßige Bargeldeinnahmen eingezahlt werden müssen.
Im Gegensatz dazu hat die Hausbank eines Unternehmens deutlich weiterreichende Aufgaben: Sie überwacht nicht nur die finanzielle Situation, um bei Bedarf eine Bankauskunft zu erteilen, sie fungiert auch als Abwicklungsinstitut für Fördermittel. Diese werden nämlich regelmäßig von der Hausbank beantragt, nachdem die Förderfähigkeit festgestellt wurde. Die Förderbank wiederum überweist die Mittel an die vom Unternehmen präferierte Bank. Dieses als Hausbankprinzip bezeichnete Vorgehen ist notwendig, da die Förderbanken, wie zum Beispiel die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) nicht direkt am Zahlungsverkehr teilnehmen und sich auf die Kreditprüfung der Geschäftsbank verlassen.
● Differenzierung nach Kundenart und Kundengröße
Vor allem für Unternehmen stellt sich die Frage, ob die klassische Hausbank noch zeitgemäß ist. Auf der einen Seite spricht natürlich dafür, dass vor allem bei kleineren Firmen eine über Jahre bestehende Bankverbindung dazu führt, dass die Unternehmensentwicklung besser beurteilt werden kann. Insbesondere bei der Kreditvergabe können sich diese gewachsenen Beziehungen positiv auswirken, vor allem in finanziell schwierigen Phasen. Auf der anderen Seite eröffnet die wachsende Anzahl der als Hausbank in Frage kommenden Geldinstitute die Möglichkeit, bei Gebühren oder Konditionen einzusparen. Der Entscheidung sollte also immer eine Kosten-Nutzen-Abwägung zugrunde liegen.
Große Unternehmen oder Konzerne splitten ihre finanziellen Risiken grundsätzlich auf mehrere Banken auf, um die Abhängigkeit von einer Hausbank von vornherein zu vermeiden. So ist es durchaus üblich, dass börsennotierte Unternehmen zwischen 20 und 30 Geldinstitute für die Abwicklung ihrer Transaktionen nutzen, obwohl der reine Zahlungsverkehr und das Cash Management sich auf wenige beschränkt.
● Eigenschaften einer Hausbank
Zu den wichtigsten Eigenschaften gehört die Dauerhaftigkeit der Bankverbindung, die auch für private Kunden von Vorteil sein kann. Wird beispielsweise das Gehaltskonto bei einer Bank geführt, sind die Gespräche zu einem Kredit deutlich einfacher, denn dem Geldinstitut liegen die wesentlichen Daten bereits vor. Je länger und reibungsloser die Beziehung zur Bank besteht, desto einfacher können Sie die Verhandlungen führen. Die Kriterien bei der Entscheidung für eine Hausbank liegen sowohl auf der persönlichen Ebene, beispielsweise durch die komfortable persönliche Betreuung durch einen Bankberater, als auch in sachlichen Präferenzen. Dazu zählen zum Beispiel die örtliche Nähe, die Konditionen oder auch Abhängigkeiten, beispielsweise wegen anfallenden Kosten bei der Übertragung von Vermögenswerten oder Kreditsicherheiten auf eine andere Bank.
Kundengruppe |
Hausbank empfehlenswert |
Vorteile |
Nachteile |
Privatkunden | ja | Bank kennt den Kunden, kann Einnahme- und Ausgabensituation einschätzen, vereinfacht Kreditvergabe | Schlechte Konditionen werden auch über längere Zeit akzeptiert |
kleine Unternehmen | ja | Bank kennt wirtschaftliche Entwicklung der Firma, Kreditgespräche werden auch in schlechten Zeiten einfacher, Hausbank zur Inanspruchnahme von Fördermitteln notwendig | Abhängigkeit von der Bank, schlechte Konditionen müssen hingenommen werden |
große Unternehmen und Konzerne | Nein, aber Konzentration auf wenige Banken für Zahlungsverkehr und Cash Management | Risiken sind diversifiziert, keine Abhängigkeit von einem Geldinstitut, Konditionen können gewählt werden | kompliziertere Abläufe durch Verteilung der Zahlungsströme auf verschiedene Banken, dadurch höherer Aufwand |
● Bankloyalität
Viele Bankkunden scheuen den Wechsel der Hausbank, weil damit nicht nur Aufwand verbunden ist, sondern auch Unannehmlichkeiten entstehen können. Selbst im Vergleich schlechte Konditionen, wie beispielsweise Gebühren für ein Girokonto oder eine schlechtere Verzinsung für Tages- und Festgeldkonten, werden deswegen in Kauf genommen. Letztendlich hängt diese Bankloyalität aber auch vom Alter und der vorhandenen Internetaffinität ab: Vor allem die auf Online-Prozesse ausgerichteten Direktbanken laufen den konventionellen Filialbanken mit ihren schlanken Kostenstrukturen und interessanten Konditionen zunehmend den Rang ab.
Darüber hinaus übernehmen viele Banken die Änderung der Bankverbindung für neue Kunden, sodass ein Wechsel nicht nur reibungslos organisiert werden kann, sondern in vielen Fällen auch noch mit einer Prämie vergütet wird. Sobald Finanzierungen ins Spiel kommen, ist auf die konkreten Details zu achten: Viele Direktbanken wickeln ihre Kredite beispielsweise auch über eine Hausbank ab, bei Immobilienfinanzierung wird ohnehin ein separates Finanzierungskonto gefordert.
Fazit:
Für Privatkunden nimmt die Bedeutung der klassischen Hausbankfunktion sukzessive ab, viele Transaktionen lassen sich unkompliziert online erledigen. Insbesondere kleine Unternehmen profitieren aber von einer engen und dauerhaften Geschäftsbeziehung mit einer Bank, die vor allem auch zur Inanspruchnahme von Fördermitteln unverzichtbar ist. Konzerne hingegen verteilen ihre Geschäfte bevorzugt auf mehrere Geldinstitute.